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Der Presonus Faderport: eine Mogelpackung?

Presonus Faderport 8
"Control your DAW with award-winning controllers!" So preist der Hersteller seinen MIDI-Controller an. Aus meiner Sicht ist das irreführende Werbung, weil das impliziert, daß der Faderport mit jeder DAW optimal harmoniert. Das trifft aber nur auf die Presonus-eigene Software Studio One zu.

Ich arbeite mit Samplitude Pro X und habe den Controller mit allen vier Faderport-eigenen MCU-Presets (Cubase, Ableton, Sonar, Logic) getestet. Dafür habe ich in Samplitude jeweils individuelle Konfigurationsdateien erstellt, aber auch Cubase (Elements 11), Ableton (Live 11 Suite) und Sonar (Platinum 23.10.0) selbst mit dem jeweiligen Faderport- Preset getestet.

Keines der Presets hat mich annähernd überzeugt. Immer gibt es mehrere Tasten, die keine MIDI-Befehle senden, also tot sind, und sie liegen in jedem Preset woanders. Prominent in Cubase und SONAR ist das u.a. die Click-Taste. Schade, daß Presonus dem Faderport nicht anstatt eines unidirektionalen MIDI-Presets ein generelles MCU Preset spendiert hat, wo einfach jede Taste einen MIDI Befehl sendet, den man zuweisen könnte.

Im Ableton-Preset löst der Wechsel vom Marker Mode auf fast alle anderen Modi (z.B. Zoom) einen MIDI-Befehl aus, und zwar den gleichen, den die PREV-Taste im Marker Mode sendet. Das heisst, ein Wechsel des Modus setzt den Play Cursor zwangsläufig auf den vorigen Marker. Oder, wenn es keinen gibt, auf den Projektanfang.

Im Master-Mode des Logic-Presets resettet die Encoder-Taste den Master Fader nicht auf 0, sondern auf exakt -2,8 dB. Das konnte ich mangels Mac nur in Samplitude testen, aber ich vermute, das Ergebnis wäre das Gleiche.

Im Sonar-Preset habe ich mit dem Encoder im Master Mode nur erratische Zuckungen produziert.

Thomann hat vorgeschlagen, meinen Faderport zur Reparatur einzuschicken, was ich getan habe. Er kam zurück, einige MIDI-Befehle waren geändert, so daß ich meine Konfigurationsdatei anpassen musste, ansonsten alles wie gehabt.

Die Anordnung der Tasten ist, verglichen mit anderen Controllern, zumindest für mich sehr ergonomisch. Für mein Empfinden haben die Tasten aber einen zu hohen Druckpunkt, ein schnelles Arbeiten wird dadurch erschwert.

Der Presonus-Support ist unterirdisch. Haarsträubende Vorschläge (z.B: Firmware Reset), gehen alle am Problem vorbei. Steinberg sei für das MCU-Protokoll verantwortlich und Magix für die Programmierung von Samplitude. Alles andere wird ignoriert. Das Ticket wird als gelöst geschlossen. Das scheint gängige Praxis zu sein, wenn man dem Userforum auf answers.presonus.com Glauben schenkt.

Ich habe den CEO kontaktiert und mich ein Jahr lang mit dem Presonus Product Manager herumgeschlagen. Und bin am langen Arm verhungert. Dabei wäre es ein Leichtes, mit einem Firmware-update zumindest einige der beschriebenen Fehler zu korrigieren. Eine Software, um den Faderport selbst zu programmieren, bei einigen anderen Anbietern eine Selbstverständlichkeit, rückt die Firma nicht heraus.